Millionen Umweltflüchtlinge bis 2010 - so lautete eine Warnung der Vereinten Nationen vor sechs Jahren. Wo sind nun all die Auswanderer? Gegenüber SPIEGEL ONLINE distanziert sich die Uno von der Prognose - in Ländern der angeblichen Gefahrenzone wächst die Einwohnerzahl.
Hungersnöte, Völkerwanderungen, Seuchen und Kriege - oft hat das Wetter historische Umbrüche befördert. 2005 verkündeten die Vereinten Nationen, das Klima könnte nun erneut gravierend eingreifen in die Kulturgeschichte: Bis 2010 könnten 50 Millionen Menschen wegen der Erderwärmung auf der Flucht sein, erklärten das Uno-Umweltprogramm (Unep) sowie die Universität der Vereinten Nationen (Unu) 2005.
Doch jetzt distanziert sich die Uno gegenüber SPIEGEL ONLINE von der Prognose: "Dies ist keine Unep-Vorhersage", hieß es auf Anfrage. Die entsprechende Mitteilung auf der Unep-Internetseite wurde gelöscht. Offizielle Statistiken zeigen, dass die Bevölkerung in angeblichen Gefahrenregionen sogar wächst. Und vorhergesagte Umweltkatastrophen sind bislang nicht eingetreten.
Im Oktober 2005 hatte die Unu die Warnung vor 50 Millionen Klimaflüchtlingen im Jahr 2010 als Aufhänger für eine Mitteilung genommen, die vor "weltweit anschwellenden Mengen von Umweltflüchtlingen" warnte - viele Medien griffen die Zahlen auf. Noch 2008 mahnte der Präsident der Uno-Generalversammlung, Srgjan Kerim: "Es wurde geschätzt, dass es 2010 zwischen 50 und 200 Millionen Umweltmigranten geben würde." Auch auf der Internetseite der Unep wurden "50 Millionen Klimaflüchtlinge bis 2010" befürchtet. Die Seite wurde jedoch gelöscht, sie ist nur noch im Google-Zwischenspeicher zu finden.